SCHNEIDEBRETTER „HOLZGESELLEN“

HORIZONT

Telse fragt MARTIN

Hast du dir das Projekt so vorgestellt?
Ich habe erst gedacht, dass die Studenten schlecht von uns denken und vielleicht hochnäsig sind und sich für etwas Besseres halten.

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Hat sich das bestätigt?
Nein überhaupt nicht.
Die Studenten waren erst schüchtern und am Anfang vorsichtiger im Umgang mit uns.
Wie hat dir die Aufgabe mit den Brettchen gefallen und wie bist du da vorgegangen?
Im ersten Moment dachte ich, dass die Aufgabe sehr einfach ist aber desto länger man sich mit einem Brett beschäftigt, umso mehr Motive hat man darin gesehen und sich dazu genauer Gedanken gemacht. Sie aber manchmal auch wieder verworfen und nochmal etwas Anderes gesehen. Ich habe mir erst länger eigene Gedanken zu den Brettern gemacht und dann diese besprochen. Ich wollte was eigenes machen „next level“ die Aufgabe weiterentwickeln, dabei ist zum Beispiel der Sonnenuntergang entstanden. Sich von der Masse abheben
Bist du mit deinen Holzbrettern zufrieden?
„Ich will ja nicht angeben, aber ja, ich bin zufrieden!“
Was denkst du, wenn du weißt, dass die Arbeiten ausgestellt werden (eventuell in einem Museum) und viele Menschen diese sich anschauen können?
„Man ist stolz darauf“
Was ist deine Motivation, wenn du aus dem Gefängnis rauskommt?
Meine Familie und ich selbst! Ich komme hier nicht zurück.
Hast du noch Anregungen/ Kritik?
„Ist ganz gut hier gelaufen, nichts auszusetzen“.
Ein Projekt dieser Art im Jahr ist genug. Es geht stark auf die Psyche, wenn man mit einer Gruppe zusammen arbeitet, die am Ende des Tages immer wieder nach Hause gehen kann. Und man selber muss noch hier bleiben, das nervt irgendwann. Ich bin echt überrascht, wenn man sich das so anguckt ist es auf jeden Fall ein Applaus wert“.

AFRIKANISCHE FRAU

Raneem fragt IBRAHIM

Hast du irgendwelche ähnlichen Workshops hier im Gefängnis besucht?
Nein, hier bin ich neu War hier nur 5 Monate, ich hatte nicht die Chance, irgendwelche zu besuchen.

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Wie haben Sie den Prozess der Arbeit gefunden?
Es war glatt wir arbeiteten zusammen, um gemeinsam Ideen zu teilen. Ich würde nicht so etwas tun können. Wir haben auch geholfen, wie man die Bohr- und Schneidmaschinen benutzt. So ist es eine perfekte Teamarbeit.
Was stellt dein Brett dar und wieso hast Du dich dafür entschieden?
Ich wähle einen großen Holzblock, einen weißen; Ich hatte keinen bestimmten Grund, warum ich es wählte. Und ich hatte Schwierigkeiten am Anfang, mir etwas vorzustellen, aber als du (ich) auf die Ohren- und Halskettenidee hingewiesen hast, die ich so kreativ finde, war ich auf die Gestaltung der Ohrringe und der Halskette aufgeregt und ich begann mit der Skizze, was für ein Schmuck Frauen würden tragen.
Was ist das erste, das du tun wirst, wenn du raus bist?
Das erste, was ich will, um meine Eltern zu sehen, weil ich sie sehr vermisse, danach möchte ich mich erziehen und studieren „Informatik“ und von dort aus werde ich mein Leben beginnen.
Was machst du in deiner Freizeit hier im Gefängnis?
Ich lese vor und ich liebe es, etwas aus Holz zu machen.
Gibt es irgendeine Frage, die Sie möchten, dass ich Sie frage?
Ummm .. Ja!
Was ist es?
Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?
Okay, wo siehst du dich in 5 Jahren?
Ich sehe mich in einer sehr guten Arbeit in informatik und macht gutes Geld und vielleicht verheiratet und habe ein kleines Haus für meine Frau und mich.

SPANNER

Hannah fragt MIRCO

Was hast du vor deiner Inhaftierung gemacht?
Vor meiner Inhaftierung habe ich eine Ausbildung zum Koch begonnen, die ich während meiner Haftzeit für 1 1/2 Jahre weitergeführt habe.

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Diese habe ich jedoch abgebrochen. Zusätzlich dazu habe ich in dem Schaustellerbetrieb meines Onkels gearbeitet. (Kasse, Auf- und Abbau)
In meiner Freizeit spiele ich gerne Schach und Fußball (Torwart).
Nach meiner Inhaftierung werde ich eine Ausbildung zum Bürokaufmann anfangen. Auf meiner Zelle befasse ich mich intensiv mit der Vorbereitung auf die Lehre.
Außerdem schreibe ich sehr gerne. Momentan verfasse ich meine eigene Biografie. Beim Schreiben fühle ich mich sicher und kann mich gewählt ausdrücken. Ich kann meine Gedanken und Gefühle verarbeiten und kann mich mit meiner Vergangenheit gut auseinandersetzen und Erlebtes gut verarbeiten. Es fällt eine gewaltige Last ab, da ich nicht mit jedem darüber reden möchte, bzw. kann.
Wie hast du dich vor dem ersten Treffen gefühlt? Was hast du gedacht?
Ich war sehr neugierig und motiviert. Gespannt auf die Aufgaben die wir bearbeiten werden. Außerdem habe mich gefragt was auf uns zu kommt, ob wir uns mit den Studenten verstehen und wie diese auf uns reagieren. Besondern auf mich.
Was war deine Motivation an diesem Projekt teilzunehmen?
Grundsätzlich der Kontakt zu Menschen aus der ‚Außenwelt‘. Nach meiner Fünfjährigen Inhaftierung wollte ich schauen, ob ich noch Mensch geblieben bin oder einen ‚Haftschaden‘ erlitten habe.
Bist du noch Mensch geblieben?
Ja. Ich habe keinen Haftschaden erlitten, sonst würden wir uns nicht so gut mit- und untereinander verstehen.
Wie hat dir die Aufgabe der Frühstücksbrettchen gefallen?
Am Anfang fand ich die Aufgabe merkwürdig. Als ich jedoch bei meinem ersten Brettchen einen Ninja Turtle und den Joker aus Batman entdeckt habe, fand ich es sehr lustig und hatte Spaß an der Umsetzung und Verdeutlichung durch die Holzproppen. Zu den weiteren Brettern wurde ich mehr oder weniger gezwungen. Durch zwei Augen, die ich an der Holzkante anbrachte, entstand ein Brett mit neugierigem Blick. Es erweckt in mir die Bedeutung des Hinüberschauens. Ich würde gerne wissen wie es hinter den Gefängnismauern aussieht und wie sich die Welt während meiner Inhaftierung verändert hat. Die Anordnung der Augen ist auch als Serienprodukt denkbar. Mein letztes Brettchen hat ein dezentes Detail in einer Ecke, bei dem die Maserung größten Teils erhalten bleibt und so gut zur Geltung kommt. Es könnte als Serienprodukt als Doppel bzw. Pärchenbrett verkauft werden, da die gewählte Spiralen Form ein halbes Herz ergibt.
Insgesamt hat mir die Aufgabe mit den Brettchen aber nicht gefallen, und ich habe denen auch noch die Ideen geliefert.

LIEBESGESCHICHTE

AMIN
erklärt seine Liebesgeschichte

Eine kurze Liebesgeschichte über einen Jungen (links), der ein Mädchen (rechts) liebt er sie sieht und sie ist schüchtern, so dass sie auf dem Boden suchen.

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Die Hälfte von ihnen sind gezeigt.
Umsetzung:
Links: Licht proppen für jedes Auge und zwei andere proppen in ihnen, um die Farbe des Auges zu identifizieren.

THEMA: AUF GEMEINSAMER SPURENSUCHE IN RESTBOHLEN DES HOLZHANDELS

2017 waren die Teilnehmer von Seiten der JVA junge Männer aus der sogenannten Lernwerkstatt. Sie sind aus verschiedenen Gründen noch nicht ausbildungsfähig und verfügen über zum Teil nur geringe Deutschkenntnisse.  Sie werden in der Lernwerkstatt mit einfachen und oft sehr stereotypen Arbeiten beschäftigt.  Schrauben werden sortiert, Obstkisten oder Griffe für Grillzangen angefertigt. Wegen der Unfallgefahr dürfen nur wenige Maschinen genutzt werden.

Die JVA wünschte sich bei diesem Workshop die Entwicklung eines Produktes für den Knastladen. Diesem Wunsch wollten wir entsprechen, aber gleichzeitig ein Produkt entwickeln, bei dessen Herstellung die abstumpfenden Aspekte einer Serienfertigung reduziert sind. Wir stellten Bretter unterschiedlicher Holzsorten, Größen und Maserung bereit. Dieses Holz kam aus dem Holzhandel, kann dort wegen verschiedener Wuchsfehler aber nicht regulär verkauft werden. Für uns war dieser „Ausschuss“ besonders reizvoll und auch finanzierbar. Gefangene und Studierende haben sich gemeinsam auf Spurensuche nach den in der Maserung  „versteckten Wesen“ begeben. Dieser „Fund“  wurde dann mit Bohrungen und dem Einleimen von Holzproppen sichtbar gemacht. Das ist mit einfachsten Werkzeugen und geringen Kenntnissen möglich. Auch die Holzproppen können mit Proppen-Bohrern selbst hergestellt und Größe und  Farbe selbst bestimmt werden.

Jedes Brett erfordert immer erneut einen aufmerksamen Blick und Fantasie. Das Erleben eigener Kreativität bewirkt Lust an der Aufgabe. Schnelle Erfolgserlebnisse halfen denjenigen Teilnehmern mit geringer Konzentrationsfähigkeit und Frustrationstoleranz, bei der Arbeit durchzuhalten.

Die Arbeit mit den Schneidebrettern wird als kleine Serienproduktion für den Knastladen fortgesetzt werden.

Begleitung in der JVA: Dipl.-Päd. Nicole Sonnenbaum
Fotos © Hendrike Farenholtz, Firat Ulus

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