VIER PROJEKTE
DER JUSTIZVOLLZUGSANSTALT (JVA) HERFORD MIT
DER DETMOLDER SCHULE FÜR ARCHITEKTUR UND INNENARCHITEKTUR

Junge Männer im Jugendstrafvollzug und StudentInnen der Innenarchitektur sind zwei Personengruppen mit extrem unterschiedlichen Biographien, Erfahrungen und Lebenssituationen. Die einen sind festgesetzt, die anderen stehen im Aufbruch.
Jedes Jahr haben sieben Gefangene und ebenso viele StudentInnen in den Werkstätten der JVA für eine Woche zusammen geredet, gearbeitet und gegessen. Im ersten Jahr befanden sich die teilnehmenden Gefangenen bereits in einer handwerklichen Ausbildung. In den folgenden Jahren ging es eher darum, Konzentrationsvermögen, Frustrationstoleranz, Durchhaltevermögen und auch Deutschkenntnisse zu trainieren, als Voraussetzung für eine Ausbildungsfähigkeit. Vor dem Hintergrund sehr unterschiedlicher Kompetenzen haben wir für jedes Projekt andere Aufgaben entwickelt.

Die jungen Männer in Haft haben sich mit großer Ernsthaftigkeit auf die für sie meist völlig neuen Ausdrucksmöglichkeiten eingelassen. Dabei spielte die Erfahrung von Selbstwirksamkeit – also etwas lernen und schaffen zu können – eine große Rolle. Auch die schnell wachsende Offenheit, die gegenseitige Unterstützung und Inspiration zwischen Gefangenen und Studierenden waren in jedem Jahr beeindruckend. Kommentar eines Gefangenen: „Ich dachte, Ihr seid hochnäsig und wollt mit uns nicht wirklich was zu tun haben. Aber das war gar nicht so“. Für die StudentInnen war die Arbeit unter den in der JVA herrschenden Bedingungen der Abgeschlossenheit eine Herausforderung. Dazu gehörte auch, das Smartphone an der Pforte abgeben zu müssen.

Jede Projektwoche endete mit einem langen Frühstück, bei dem über die gemeinsamen Tage geredet wurde. Diese Website lässt Gefangene und StudentInnen in O-Tönen zu Wort kommen und zeigt die entstandenen Arbeiten.

Die im ersten Workshop entstandenen Hocker wurden von Oktober 2016 bis Februar 2019 im Museum für Kunst & Gewerbe, Hamburg in der Sammlung „Social Design“ ausgestellt. Drei Hocker sind Teil der Wanderausstellung „PRISON-IM GEFÄNGNIS“, einer internationalen Kooperation vom Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum in Genf, vom Musée des Confluences in Lyon und vom Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.
Die Schneidbretter „HOLZGESELLEN“ werden als Kleinserien zum Verkauf im Knastladen angeboten.

KONZEPT UND LEITUNG

HENDRIKE FARENHOLTZ
Ethnologiestudium, Tischlerlehre und Gesellenjahre im In- und Ausland. Eigene Werkstatt für Möbel und Prototypenbau seit 1987. Zahlreiche Auszeichnungen, Ausstellungen und Museumsankäufe.
www.hendrike-farenholtz.de

PROFESSORIN VERENA WRIEDT
1981-2001 eigene Werkstatt für Entwurfsentwicklungen von Möbeln und Produkten in Hamburg. Seit 1989 Professur an der Detmolder Schule mit dem Schwerpunkt auf dem Material Holz in den Themenspektren RecyclingDesign und Social Design.
www.verenawriedt.de
www.th-owl.de/fb1/studium/lehrgebiete